Kirchweihpredigt

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Predigt vom 31. Sonntag im Jahreskreis (B)  Kirchweih  04./05.11.2006

1. Lesung: Offb 21,9-14

2. Lesung: 1 Petr 2,4-9

Evangelium: Mt 7,21-27 (9. So Jhkr A)

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Bei vielen Baustellen kann man das Schild lesen:

 

Betreten der Baustelle verboten!

Jeder Eigentümer möchte sich davor schützen, dass man ihn zur Verantwortung zieht, wenn andere auf dieser Baustelle zu Schaden kommen. Aus rechtlichen Gründen muss er Unbefugten den Zutritt zur Baustelle verweigern. Die Absicherung einer Baustelle ist notwendig.

Hier vorne hängt ein Schild, das nun genau das Gegenteil aussagt:

 

Baustelle! Betreten erwünscht!

Vielleicht mag man sich fragen, warum man nicht zum Kirchweihfest einen besseren Schmuck gefunden hat. Oder man wird sich fragen, ob die Renovierung der Sakristei noch immer nicht abgeschlossen ist.

 

Die Baumaterialien hier vorne können uns aber auch etwas ganz Wesentliches über unsere Kirche und unser Leben deutlich machen:

 

Wir leben in einer ewigen Baustelle.

Unsere Kirche ist und bleibt eine Baustelle. Nicht unser Kirchengebäude, in dem wir uns versammelt haben, das schon viele Erweiterungen und Veränderungen erlebt hat. Vielmehr ist unsere Pfarrei als Kirche, als Gemeinschaft der Gläubigen eine ewige Baustelle.

 

Mit der ersten Kirche hier am Ort, mit den ersten Menschen, die sich hier versammelt haben, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern, hat diese Baustelle begonnen. Schon viele Menschen haben im Laufe der Jahrhunderte an diesem Gebäude der Kirche mitgearbeitet. Sie haben ihre Vorstellungen von Glauben mit eingebracht. Dieses geistige Gebäude ist immer wieder erneuert, angebaut oder verändert worden. Man hat alte Vorstellungen abgelegt und neue Erkenntnisse mit eingefügt. Man hat Traditionen verändert oder über Bord geworfen oder Liturgien und Gottesdienste verändert. All das hat sich in diesem geistlichen Haus der Kirche in Bad Salzschlirf verändert. Aber eines ist geblieben:

Menschen haben durch ihr Gebet, den Faden und die Beziehung zu Gott an diesem Ort nie abbrechen lassen.

 

Seit über elfhundert Jahren wird hier an dieser Stelle ununterbrochen Gott angebetet, wird zu Gott gerufen und das Opfer Christi dargebracht.

Wenn auch viele Menschen auf ihre eigene Weise an diesem Gebäude der Kirche mitgewirkt und es geprägt und seinen Stempel aufgetragen haben so sind wir noch immer nicht mit diesem Bau der Kirche, der Gemeinde von Bad Salzschlirf am Ende. Wir werden es erst vollendet haben, wenn Jesus Christus wiederkommt, um unsere Welt und alles, was in ihr ist, zu vollenden.

Unterschiedlich wie die Zeiten sieht das Bild aus, das unsere Gemeinde als Leib Christi darstellt. Jeder, der zu diesem Leib gehört, hat Anteil an seiner Gestalt. So haben eine lange Liste von Priestern hier ihren Dienst getan und damit den Charakter der Seelsorge geprägt. Seit über hundert Jahren baut die Gemeinschaft der Vinzentinerinnen mit am Leben unserer Pfarrei. Und auch die Franziskanerinnen, haben ihren Beitrag dazu geleistet. Auch wenn wir ihren Konvent in der nächsten Woche verabschieden, so haben sie doch einen festen Platz an der Gestaltung dieses Leibes Christi hier am Ort.

Viele Familien, die den Glauben wach gehalten haben, sind Träger dieses Glaubens, an den wir denken. Sie haben mit ihrem Glaubensleben in der Familie erst eine Lebendigkeit hier in der Kirche ermöglicht.

 

Die Lesungen zum heutigen Fest sprechen die gleiche Sprache.

Das Evangelium spricht davon, dass wir im Leben, aber vor allem im Leben unserer Pfarrei auf den Untergrund, auf das Fundament achten müssen. Nur wenn wir auf dem Fundament des gemeinsamen Glaubens an Jesus Christus bauen, haben wir die Gewissheit, dass wir im Sturm der Zeit nicht untergehen oder zusammenbrechen. Es scheint manchmal so, dass der Glaube in unserer Zeit besonders bedroht ist, dass es scheinbar mit dem Christentum vor Ort zu Ende geht. Aber ich bin davon überzeugt, dass es zu jeder Zeit nicht leicht war, den Glauben echt und authentisch zu leben.

Der Apostel Petrus weist uns darauf hin, dass wiederum es Christus ist, der oben als Schlussstein eingefügt werden muss, damit das Gewölbe nicht in sich zusammenbricht. ER ist die Vollendung des Baues.

 

Wichtig für den Bau eines Gebäudes ist es, dass man einen guten Plan hat. Planlos einfach zu beginnen, wird sich rächen. Das gilt genauso für unsere Gemeinschaft der Glaubenden. Unser Plan nach dem wir uns richten müssen, ist die heilige Schrift, das Wort Gottes. Wenn wir diesen Lebensplan in die Tat umsetzen, dann liegen wir richtig, dann bricht so schnell nichts zusammen.

 

Das Baumaterial, das uns zur Verfügung steht, sind die einzelnen Steine. Nicht diejenigen, die hier vor dem Altar liegen. Es sind die Menschen, die hier leben. Menschen, die wie Steine ihre Ecken und Kanten haben. Steine wie Menschen, die nicht an jeden Platz passen. Man muss sehr sorgfältig auswählen, an welcher Stelle, welcher Stein hinpasst und damit seine wichtige Aufgabe erfüllt. Jeder muss seinen eigenen Platz im Raum der Kirche, aber auch in der Gemeinschaft der Kirche finden.

Manchen Stein muss man erst bearbeiten, damit er richtig passt und so ist es für manche Glieder der Gemeinde wichtig, dass sie bereit sind, sich bearbeiten zu lassen, das heißt, dass sie selbst bereit sind, sich tiefer einzulassen in bestimmte Aufgaben. Wer eine Aufgabe übernimmt, der braucht immer auch Hinweise, damit sein Dienst gelingt, damit er neue Anregungen für seine Aufgabe aufnehmen kann.

Viele in unserer Gemeinde besuchen Treffen, Studientage oder Fortbildungen, um ihren Dienst noch besser versehen zu können. Sie sind so bereit, sich noch besser und fester in den Bau der Kirche einfügen zu lassen. Es ist gut, dass wir solche Grundpfeiler in der Kirche haben.

 

Steine kann man nicht einfach aufeinanderlegen. Sie brauchen eine Verbindung. Beim Bau gibt es den Mörtel. Hier in unserer Pfarrei ist der Mörtel, der uns zusammenhält der Heilige Geist. Er schafft die Verbindung untereinander. Er hält uns zusammen, damit wir nicht eine lose Truppe von Individualisten werden, sondern aufeinander achten und für einander da sind. Dabei ist das Gebetsleben einer Gemeinde entscheidend. So intensiv eine Gemeinde miteinander und füreinander betet, so fest hält sie zusammen. Eine Gemeinde, die nur Aktivitäten kennt, bricht vor lauter Aktionismus auseinander. Unsere Gebetsgruppen und Gebetszeiten sind deshalb die Seele in unserer Pfarreikirche.

 

Der Schmuck der Kirche kann uns deshalb heute am Kirchweihsonntag daran erinnern, was das Zentrum unserer Pfarrei und unserer Gemeinde ist. Wir bauen gemeinsam durch den Heiligen Geist verbunden am Leib Christi. Jeder an der Stelle, die Gott für ihn oder sie vorgesehen hat. Jeder in dem Maß, wie Gott es ihm oder ihr geschenkt hat. Gemeinsam bauen wir am Tempel Gottes, der wir selber sind.

 

Amen.